Dekorative Triathlon-Icons für die Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen

Udo van Stevendaal

Triathlet

Ein Icon für eine Medaille

10-facher Weltmeister und mehrfacher Deutscher- und Europameister

Sprint DM in Kölle am Rinn, 2. September 2017

„Da sinn wa dabei, dat is prihima, viva Colonia . . .“, das musste ich mir am Wochenende zigmal anhören, weil es mich zur Deutschen Altersklassenmeisterschaft über die Sprintdistanz (750 m Schwimmen / 20 km Radfahren / 5 km Laufen) in die Karnevalhochburg Köln verschlagen hatte. Köln ist ja nicht schlecht. Ich hege ja auch gewisse Sympathien für den FC. Aber alles hat Grenzen ? Wenigstens waren die äußeren Bedingungen mit ca. 20 Grad, trocken, leicht bewölkt in und um die Ruderregattastrecke am Fühlinger See perfekt, sodass das keine Ausrede sein sollte. Und eine Woche nach dem Finale in der Regionalliga Nord mit dem TSV Bargteheide war die Euphorie auch noch vorhanden. Doch würde diese alleine genügen, um die starke Konkurrenz hinter mir zu lassen?

Immerhin war mein Freund und wohl ärgster Konkurrent um den Altersklassensieg, Oliver Kalmes, aus Bergisch Gladbach am Start. Bei meiner ersten Deutschen Meisterschaft vor vier Jahren lag Oliver in der Gesamtwertung noch vor mir. Da er jedoch drei Jahre jünger ist, war er damals noch in einer anderen Altersklasse. Mir war klar, dass das ein hartes Stück Arbeit würde. Und außerdem war es ja quasi ein Heimspiel für ihn. Doch auch ich hatte lautstarke Unterstützung dabei.

Der Start ist um High Noon. Zehn Minuten vorher gleiten alle Goldkappen – die Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft haben eine goldene Badekappe – in den warmen See. Na ja, See ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck für ein ca. 150 m breites und fast drei Kilometer langes Gewässer. Ich habe jetzt schon Respekt vor der langen Zielgeraden auf der Laufstrecke! Warum wir einen Neo tragen dürfen, erschließt sich mir in diesem Moment nicht. Doch ich werde mich hüten, Einspruch einzulegen ? Ich wundere mich noch darüber, dass es beim Einschwimmen keine Verletzten gibt, weil alle kreuz und quer durch die Gegend kraulen. Da bekomme ich auch schon einen verpasst. Der Typ haut mir glatt die Brille vom Kopf und bricht mir fast das Nasenbein – ohhhh! „Na gut, das habe ich jetzt also auch schon mal hinter mir.“ Die Meute wird langsam unruhig. Immer wieder muss der Kampfrichter im Kajak einzelne Heißdüsen zurückpfeifen – vergeblich. Da geht es auch schon los. Die Schwimmstrecke ist total kompliziert und erfordert hohe kognitive Fähigkeiten: Es geht hin . . . und wieder zurück. Nach einer soliden Schwimmleistung und 10:54 min tapse ich als 30ster aus dem Wasser.

Ich komme gerade zum Wechselplatz als mein Freund Oliver sein Rad aus der Wechselzone schiebt. „Hmmm, dreißig Sekunden“, schätze ich. Das Abschätzen gelingt mir noch, da ich doch nicht so viele kognitive Fähigkeiten auf der Regattastrecke gelassen habe. Also los. Die Strecke ist eigentlich wie gemacht für mich: flach, trocken, windstill, zwei Runden mit jeweils drei 180 Grad Kurven, sodass einem die Konkurrenz an verschiedenen Punkten entgegenkommt. Doch sie ist auch wie gemacht für die meisten anderen und daher doch wiederum nicht so wie gemacht für mich. Hä? Bei der ersten Gelegenheit nach ca. 5 km zähle ich: „Eins, zwei, . . . 20!“ Okay, also noch ein bisschen mehr Gas. Nach der ersten Runde zeigt mein Tacho einen Schnitt von über 44 km/h. „Ups, kann das sein? Und wenn ja, werde ich das niemals so durchziehen können.“ Nach 12 km habe ich eine Gruppe eingeholt. Diese besteht aus 10 bis 15 Athleten, die sich zwar bemühen, fair zu fahren. Doch wie sie tatsächlich fahren, ist eine Katastrophe! Beispiel gefällig? Ich fahre an allen vorbei und mache weiter Druck. Kurze Zeit später werde ich von einem überholt. „Okay“, denke ich mir, „den musst Du vorbeilassen und den Abstand von 10 m einhalten.“ Also nehme ich ein bisschen Tempo raus, um zwischen uns die entsprechende Lücke zu lassen. Doch fünf Meter hinter ihm kommt der Nächste, der sich in die Lücke schiebt. Also nehme ich noch mehr Tempo raus. Dann kommt der Dritte und so weiter. Am Ende bin ich Letzter in der Gruppe! Ich probiere noch zweimal, an den Jungs vorbeizukommen, werde aber jedes Mal wieder ausgebremst. „So wird das nie etwas, dass wir die Fünf, die etwas mehr als dreißig Sekunden vor uns sind, noch einholen können!“ Und zur Krönung werde ich auch noch von einem Kampfrichter angezählt, weil sich einer beim Überholen direkt vor mich setzt! „Also gut, dann bleibe ich jetzt mit Abstand hinten und konzentriere mich aufs Laufen.“ Zum Glück ist Oliver auch in dieser Gruppe, sodass ich ihn im Blick habe. Doch er hat Läuferisch einiges auf dem Kasten!

Nach dem Radfahren führt die besagte Fünfergruppe. Ich steige mit acht Konkurrenten nahezu zeitgleich vom Rad. Dabei hatte ich am Ende einen Schnitt von 42,8 km/h und die mit Abstand beste Radzeit. „Doch was ist das jetzt wert? Was haben die Jungs noch drauf?“ Jetzt kommt es auf einen schnellen Wechsel an, bei dem aus unserer Achtergruppe schon eine Vierergruppe geworden ist, in der aber immer noch Oliver mitmischt. Das Tempo ist hoch, 3:30 min laufen wir auf den Kilometer. Es ist ein wahres Ausscheidungsrennen! Die ersten drei Kilometer geht es noch über Schotterwege und Wiesen weg von der Wechselzone. Doch dann kommt die befürchtete Zielgerade: 2 km lang! Es geht entlang der Regattastrecke zurück zum Ziel. Doch das ist mir in diesem Moment herzlich egal. Ich bin schon längst im roten Bereich. Eigentlich schon seit fast einer Stunde ? Einen aus unserer ehemaligen Doppelkopprunde muss ich noch ziehen lassen. Dafür schnappe ich mir noch einen aus der ehemaligen Führungsgruppe und erreiche mit der viertbesten Laufzeit des Feldes als Sechster der Gesamtwertung den ersten Platz in meiner Altersklasse, vor meinem Freund Oliver! Es ist der letzte Deutsche Meistertitel in dieser Altersklasse M45 und mein insgesamt fünfter. Mein Dank geht an meine mitgereisten Freunde und Familienmitglieder: Vielen Dank fürs Anfeuern!

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