Dekorative Triathlon-Icons für die Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen

Udo van Stevendaal

Triathlet

Ein Icon für eine Medaille

10-facher Weltmeister und mehrfacher Deutscher- und Europameister

Landesmeisterschaften Sprint in Geesthacht, 12. Juni 2016

Das Wetter ist perfekt: 20 Grad, sonnig, windstill! Das Schwimmen läuft super. In der vorderen Gruppe komme ich aus dem Wasser und kann auf dem Rad bereits nach ein paar Kilometern die Spitze übernehmen. Mit einem Schnitt von fast 50 km/h setze ich mich immer weiter von den Verfolgern ab, als es plötzlich einen lauten Knall gibt . . . und ich schweißnass senkrecht im Bett stehe 😉 Was für ein Alptraum! Dieser reißt mich noch vor dem Wecker um 5:30 Uhr aus dem Schlaf. Heute ist wieder frühes Aufstehen angesagt, weil die Landesmeisterschaften über die Sprintdistanz in Geesthacht bereits um 9 Uhr gestartet werden. Und schließlich habe ich dort doch meinen Titel zu verteidigen, den ich im letzten Wettkampf des letzten Jahres in Norderstedt erringen konnte.

Beim Blick aus dem Fenster wünsche ich mich in meinen Traum zurück: von wegen 20 Grad und Sonne – es nieselt bereits und das Thermometer zeigt auch nicht mehr als 12 Grad an! Klasse! Aber wir sind ja Triathleten und keine Fußballer 😉 Ich bin im allerersten Start dieser Veranstaltung gemeinsam mit den Jungs der Landesliga Schleswig-Holstein. Ein paar schnelle Hirsche mache ich bereits beim Vorbereiten des Wechselplatzes aus: Da ist zum einen Leif vom USC Kiel, der eine 10 km Lauf-Bestzeit von unter 31 Minuten hat! Oder Jakob aus Itzehoe, der auch in der 2. Liga startet und mir bereits in Norderstedt gezeigt hat, wie Schwimmen geht, indem er über 500 m zwei Minuten vor mir aus dem Wasser kam. „Alter Schwede (mit holländischem Nachnamen), hast Du hier heute überhaupt den Hauch einer Chance?“ Ich bemühe Floskeln aus meiner Fußballerzeit wie: „Wichtig ist auf dem Platz“, oder „die Anderen kochen auch nur mit Wasser.“ Natürlich werde ich alles geben. Die anderen müssen sich auch wenigstens ein bisschen anstrengen, wenn sie „meinen“ Titel haben wollen 😉

Gut ist, dass der Schwimmstart weit auseinandergezogen ist, sodass ich am Rand ganz befreit schwimmen kann. Die ersten 200 m zur ersten Wendeboje nutze ich, um langsam meinen Rhythmus zu finden. Das klappt schon mal ganz gut. Jetzt wird es allerdings heikel. Ich muss innen an der Boje vorbei. Plötzlich prügeln wildfremde Menschen in schwarzen Anzügen auf mich ein als hätte ich ihnen ihr Spielzeug weggenommen. Das gleiche Spiel nach 20 m an der zweiten Boje. Doch nun folgt ein langes Stück, auf dem ich ein bisschen forcieren und ein paar Plätze nach vorne schwimmen kann. Es wird entspannter. Mit einer Zeit von 11:09 min über 750 m verlasse ich den Seitenarm der Elbe, irgendwo zwischen Platz 20 und 30. Weder habe ich einen Überblick, an welcher Stelle ich liege, noch wie weit die Führenden voraus sind. Doch eines sehe ich sofort: Ein Hauptkonkurrent, Leif, steigt mit mir aufs Rad. Oh je, wenn man bedenkt, wie schnell der laufen kann, schwant mir schon Böses, ob meine Radperformance heute überhaupt ausreicht.

Schnell kann ich etliche Plätze auf der flachen Wendepunktstrecke gut machen. „Das ist jetzt hier kein Traum!“ Am ersten Wendepunkt nach 5 km bin ich bereits an Position 2, hä? Doch ganz, ganz, ganz weit vorne ist Jakob. „Was ist der denn schon wieder geschwommen?“ Fast eineinhalb Minuten schneller als ich, wie ich nachher eruiere. Geführt vom Führungs-Motorrad, fährt er zudem noch äußerst druckvoll Rad. Nach dem Wendepunkt kommt mir die Meute entgegen. „Wo ist Leif? Habe ich mich schon absetzen können?“ Am zweiten Wendepunkt nach 10 km habe ich das Gefühl, dass ich keinen Meter näher an den Führenden herangekommen bin. Doch dafür konnte ich mich ein wenig von meinen Verfolgern absetzen. „So, komm, jetzt mach‘ mal etwas Druck!“ Direkt am dritten Wendepunkt nach 15 km kann ich die Führung übernehmen. Jetzt habe ich das Motorrad vor der Nase. „Kann Jakob folgen?“ Er kann es nicht. „Aber wo ist Leif?“ Ich habe in den Massen der Radfahrer den Überblick verloren. Obwohl in Führung liegend, muss ich weiter Druck machen, weil ich mir meines Vorsprungs nicht sicher sein kann. Schließlich läuft Leif über 5 km bestimmt zwei Minuten schneller als ich. Und wie gut ist Jakob heute drauf? Und gibt es noch ein Dark Horse?

Alleine erreiche ich nach 20 km Radfahren die Wechselzone. Am Ende steht ein 41,9er Schnitt. Hinter mir steigen 20 Athleten innerhalb von 30 Sekunden vom Rad! Noch bevor meine Verfolger kommen, stampfe ich bereits mit meinen Turnschuhen auf der Laufstrecke durch die Gegend. Das Führungs-Fahrrad wirkt motivierend, doch was kann ich laufen nach dieser langen Verletzungspause? Ich gebe alles! Schön ist, dass es auch auf der Laufstrecke einen Wendepunkt gibt. Oder auch nicht schön! Denn nach dem ersten Wendepunkt bei ca. 1,5 km sehe ich, dass Leif in großen Schritten näher kommt. Noch ist er Dritter, aber den Zweiten knöpft er sich gleich vor. „Komm, jetzt lauf, Du lahme Ente!“, versuche ich mich in Selbstmotivation, aber die Beine geben nicht mehr her als einen 3:36er Schnitt. „Reicht das?“ Nach dem zweiten Wendepunkt bei ca. 4 km habe ich noch Vorsprung. Aber dieser Leif, was bitteschön läuft der denn! Mit einer Laufzeit von 16:59 min rette ich mich ins Ziel – gewonnen! Okay, waren nicht ganz 5 km. Meine Gesamtzeit lautet 59:09 min. Leif läuft 1:20 min schneller als ich! Doch da ich auf dem Rad über zwei Minuten schneller war, habe ich am Ende ca. 40 Sekunden Vorsprung – wow, Landesmeister! Mit der mit Abstand schnellsten Radzeit des Feldes habe ich den Grundstein gelegt. Robert (http://www.fahrradhandlung-willert-2punkt0.de/ueber-mich.html), Dein Colnago ist ja schon eine Rakete. Ich habe aber den Eindruck, dass Dein Trek doch noch einen Hauch schneller ist 😉

Zu erwähnen ist noch, dass auch bei den Frauen ein „alter Hase“ das gesamte Feld hinter sich lässt. Mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg dominiert Bettina, meine überragende Teamkollegin beim TSV Bargteheide, ihre Konkurrenz. Chapeau, Bettina!

Ergebnisse: http://www.stgk.org/Ergebnisse/2016/13/lm-gesamt.pdf
https://www.facebook.com/3maniacs/

Anekdote zum Schluss. Ein Sportfreund hat mir nach dem Wettkampf folgendes getwittert . . .
Gesprächsprotokoll zwischen Chuck Norris und meinem Sportfreund:
„Chuck: Ist es möglich Landesmeister zu werden?
Sportfreund: Du müsstest Holsteiner werden.
Chuck (lacht): Kein Problem!
Sportfreund: Du müsstest Udo van Stevendaal schlagen!
Chuck (genervt): Ich hab‘ doch gefragt, ob’s möglich ist.“

Danke Edelhelfer!