Dekorative Triathlon-Icons für die Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen

Udo van Stevendaal

Triathlet

Ein Icon für eine Medaille

10-facher Weltmeister und mehrfacher Deutscher- und Europameister

Fisherman-Triathlon in Heiligenhafen, 5. Juli 2015

Mit vier Leuten kann man ausgezeichnet Doppelkopp spielen. Insbesondere an diesem heißesten Wochenende des Jahres, an dem in Deutschland sämtliche Hitzerekorde fielen. Da wir aber Doppelkopp noch weniger können als Triathlon, machten „vier alle“ (Daniel, Holgi, Matthias und ich) uns auf zum Fisherman Triathlon nach Heiligenhafen. Es war zwar nur ein Sprint, aber bei diesen Temperaturen konnte auch das durchaus anstrengend sein 😉 Doch die Kulisse würde für die Qualen entschädigen.

In unserem Hotel nächtigen wir quasi in der Wechselzone. Frühstücken, kurz Rad einchecken, wieder zurück ins Hotel, Rennoutfit anziehen, Neo schnappen, Haare föhnen . . . Glücklicherweise ist der Start zwar bereits um 9:30 Uhr. Die Wetter-App auf meinem tollen Smartphone zeigt aber um 8 Uhr schon 25 Grad an. Wer hat diesen Mist bloß programmiert? Da muss etwas mit einem Umrechnungsfaktor nicht stimmen, denn gefühlt befinden wir uns in einer Finnischen Sauna – nein, nicht Finisher Sauna! Erst recht, als wir uns kurz vor dem Start in unsere zweite, schwarze Haut pellen, rinnt der Schweiß in Strömen. Nie zuvor habe ich mich so auf den Sprung in ein Hafenbecken gefreut!

Die erste Disziplin hier in Heiligenhafen ist schon der Hammer! Wie in einem überdimensionalen Schwimmstadion ist man umgeben von Zuschauern, die an einem Großteil der Strecke stehen. Und das Wasser ist mit knapp über 20 Grad wohltuend temperiert. Ein Dank an den Organisator 😉 Allerdings müssen wir uns das Hafenbecken mit diesen kleinen, glibbrigen Meeresbewohnern, alias Quallen, teilen. „Tu‘ Du mir nichts. Ich tu‘ Dir auch nichts.“ Ich schaue mich noch einmal um, der Kaimauer entlang. Wahnsinns-Kulisse, Zuschauer an Zuschauer, Ohren betäubender Lärm, sodass ich kaum das Startsignal wahrnehme. Aber plötzlich fangen alle an zu schwimmen. Also lasse auch ich meine Arme kreisen. Eine Runde, 750 m, drei Wendebojen, so das Protokoll. Kurz nach dem Start fasse ich meinem Vordermann an die Füße. „Häh? Alien? Was sind das denn für Füße? Fühlt sich komisch an! Ach nee, war ne Qualle. Weiter machen!“ Kein Hauen, kein Stechen, aber auch kein Wasserschatten – leider.

Dem Wasser entgleite ich als Achter, mit einem Rückstand von 1:12 min auf die Spitze. In der Wechselzone kann ich bereits zwei Plätze aufholen, und nach 2 km auf dem Rad – dem 1000 m langen Anstieg zu Beginn sei Dank – liege ich bereits an Position 3. Doch wo sind die ersten Beiden? Wie weit sind sie voraus? Auf dem winkligen, 20 km langen Kurs fällt es schwer, Boden gut zu machen. Glücklicherweise sind auch ein paar Hügel in der Landschaft verbaut, sodass es mir gelingt, nach einer von zwei Runden die Führenden ein- und auch zu überholen. Nur absetzen kann ich mich nicht. „Was ist denn los?“ Wie Kletten heften sich die Beiden an meine Fersen, stets fair! Doch dann. An einem etwas längeren Anstieg erkenne ich, dass ich mich etwas lösen kann. Ich nutze die Gelegenheit und mache weiter Druck. Ich sehe sie nicht mehr. Den letzten Anstieg wähle ich, um weitere, wertvolle Sekunden herauszufahren. „Wie schnell können die Beiden laufen?“ Mit der besten Radzeit des Tages, über eine Minute schneller als der Zweite, erreiche ich die Wechselzone. Ich bin gerade in meine Laufschuhe geschlüpft, da erreichen meine Verfolger mit 22 Sekunden Rückstand ihren Stellplatz. Jetzt aber los!

Was jetzt folgt, ist nahezu unbeschreiblich und ein tolles Gefühl! Von einem Führungsfahrrad eskortiert, darf ich die Laufstrecke entlang des Hafens in Richtung Seebrücke in Angriff nehmen. So muss sich Frodo heute beim Ironman in Frankfurt fühlen – nur länger 😉 Die zahlreichen Touris, die sich unverhofft mit ein paar verrückten Dreikämpfern den Ort teilen müssen, feuern mich an. Und der Organisator Stefan Bernsee macht ordentlich Stimmung. Es ist grandios! „Aber Vorsicht. Nicht zu früh freuen!“ Mir gehen Rüdis Tipps durch den Kopf, die er mir für die Laufstrecke mit auf den Weg gegeben hat. „Rüdi, ich schaffe das nicht mehr, an alles zu denken. Bin am Limit!“ Nach dem ersten Wendepunkt bei 1,3 km die erste Standortbestimmung: 200 m Vorsprung. „Weiter Druck machen!“ Es geht zurück zum Hafen. Tolle Stimmung! Immer mehr Athleten kommen mir jetzt entgegen und feuern mich an. Zweiter Wendepunkt, nach 2,5 km. „Wasser? Ja, auf jeden Fall!“ Wieder geht es raus zum dritten Wendepunkt. Die Oberschenkel brennen. „Ich könnte jetzt eigentlich ein bisschen langsamer machen und endlich mal in meine Komfortzone eintauchen . . .“, denke ich, als ich baff erstaunt bin, dass mein Kumpel Matthias vom AMTV nicht mehr Zweiter ist, sondern von dem mit Abstand schnellsten Läufer im Feld überholt wurde! „Mist, nichts mit Komfortzone.“ Verzweifelt versuche ich, mich wieder zu fokussieren. 200 m vor dem Ziel wird mir klar, dass mir der Sieg nicht mehr zu nehmen ist. „Mann, ist das g…ut!“ Mit der zweitbesten Laufzeit von 17:08 min habe ich die 5 km absolviert. Matthias kommt doch als Zweiter ins Ziel, weil der schnelle Hirsch – mehrfacher Landesmeister Schleswig-Holstein über 10 km im Straßenlauf – noch eine Runde zu absolvieren hat.

Mit einer Zeit von 57:49 min unterbiete ich mein Resultat von vor zwei Jahren. Mein „Dauerrivale Klaus aus Nordhorn“, wie der Veranstalter uns so schön angekündigt hatte, wird Fünfter. Schade! Nur zu gerne hätte ich mit meinen beiden Kumpels das Podium geteilt. Auch die anderen 3Maniacs schlagen sich tapfer: Daniel kämpft sich nach Problemen beim Schwimmen und dem gefühlt letzten Platz nach der Auftaktdisziplin mit der fünftbesten Rad- und der siebbesten Laufzeit auf Rang 10 vor. Matthias („Du, am ersten Wechsel müssen wir aber noch arbeiten“ 😉 ), liefert ein konstantes Rennen und finisht als 43er. Und Holgi, die Bergziege, kann dank seiner Schwimmstärke die Hügel auf der Radstrecke kompensieren und erreicht einen 67sten Rang. Es war mal wieder ein schöner Triathlon und eine tolle Veranstaltung, bei der eben nicht nur aufgrund der Temperaturen das Blut kochte, sondern auch die Stimmung!

Ergebnisse: http://my4.raceresult.com/34074/results?lang=de#1_872970