Dekorative Triathlon-Icons für die Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen

Udo van Stevendaal

Triathlet

Ein Icon für eine Medaille

10-facher Weltmeister und mehrfacher Deutscher- und Europameister

DTU Deutsche Altersklassenmeisterschaft im Triathlon, 30.06.2013

Düsseldorf: Das Wetter ist perfekt: bewölkt, um die 20 °C, leichter Wind. Die Lokation ist nicht schlecht: in der Nähe der Düsseldorfer Altstadt und des Landtages am Medienhafen, gespickt mit Restaurants und Cafés. Die Startzeit wäre sogar für Holgi optimal gewesen: 14:30 Uhr. Die Wechselzone bzw. die langen Wege in der Wechselzone können es mit Hamburg durchaus aufnehmen! Neben der DM findet übrigens auch ein Rennen der 1. Bundesliga statt mit Frodo und Konsorten. Das Starterfeld der Altersklassen DM wird in zwei Gruppen geteilt. In der ersten Gruppe um 14:30 Uhr gehen die AKs von M18 bis M45 an den Start, in der zweiten Gruppe (14:45 Uhr) die höheren AKs und alle Frauen. Mein Ziel ist es, mich beim Schwimmen nicht von Bettina einholen zu lassen 😉

Das Wasser – der Medienhafen ist ein Seitenarm des Rheins – ist mit 18 °C verdammi kalt und etwas wellig. Glücklicherweise ist ausreichend Platz, so dass ich mich mal wieder ganz außen einsortieren kann. Ich habe somit zwar den längsten Weg, aber dafür vorerst meine Ruhe und kann entspannt meinen Rhythmus finden. Zu schwimmen sind zwei Runden. Fast die gesamte Strecke schwimme ich ohne „Tempomacher“, und Gedränge gibt es nur kurzzeitig an den vier Wendebojen pro Runde. Obwohl ich mich im Wasser richtig gut fühle, Druck in den Armen und einen lockeren Beinschlag habe, steige ich mal wieder erst als 36ster mit zwei Minuten auf den Führenden und amtierenden Deutschen Meister in meiner AK und mit vier Minuten hinter der Spitze aus dem Wasser. Das Radfahren muss also mal wieder herhalten. Zunächst gilt es aber, die gefühlten 2000 m in der Wechselzone zurückzulegen.
Die Radstrecke ist wie für mich gemacht: flach! Zwar sind auf den zwei Radrunden jeweils zwei Rheinbrücken zu überqueren, diese haben aber auch keine langen Anstiege. Es gibt zwei 180 Grad Wenden und – das war das Gemeine, weil ich fast mein Rad darüber getragen hätte – ein 200 m langes Stück Kopfsteinpflaster pro Radrunde. Aber egal, ich nehme den Kopf in den Nacken und peile die Fahrer vor mir an. Einen nach dem anderen sammele ich ein. Als ich nach ca. 10 km an der letzten größeren Gruppe vorbeifahre, blicke ich mich immer wieder um und stelle fest, dass sich ein paar von den Jungs wie auf einer Perlenkette hinter mir aufreihen. Nach ca. 15 km forciere ich bei leichtem Gegenwind nochmal das Tempo, kann mich lösen und nach der ersten Runde auf Platz 6 vorfahren. Dann mischt sich unser Feld mit dem der zweiten Startgruppe, sodass man den Überblick verliert. Auch muss ich ständig rufen, ja fast sogar schreien, dass ich überholen will. Als ich am Ende der Radstrecke aus meinen Schuhen schlüpfe, blicke ich ungläubig auf meinen Tacho: AVG = 43.1 km/h! Was ist denn das? Stimmt etwas mit dem Tacho nicht? Habe ich überzockt? Was sagen die Beine gleich, wenn sie Bodenkontakt haben? An welcher Stelle liege ich? Und überhaupt: Wo bin ich? Wie viele Stellen hat die Zahl Pi? Diese Gedanken kann man sich machen, weil man wieder die nun gefühlten 5000 m durch die Wechselzone laufen muss 😉
Aber die Beine fühlen sich gut an! Mit einer durchschnittlichen Schrittfrequenz von 97 stiefele ich los, die Konkurrenz im Nacken. Dann ruft man mir noch zu, dass ich mit drei Minuten Rückstand an Position 3 liege. Was? Ich jetzt? Doch das Deutschlandtrikot hinter mir kommt Meter für Meter näher! Wahnsinn, was hat der denn für einen Schritt drauf? Meine AK? Könnte sein. 50 m hinter ihm, zwei Jungspunde. Keine Gefahr! Nach einer von vier Laufrunden á 2.4 km holt das Deutschlandtrikot mich eint. Mittlerweile weiß ich zwar, dass die ersten Beiden deutlich jünger sind. Aber was ist mit ihm hier? Ich versuche dranzubleiben. Immer wieder forciert das Trikot das Tempo, sodass ich 10 m zurückfalle, wieder ranlaufe und wieder zurückfalle. Das Spielchen geht eine ganze Runde so. Doch bei einem Tempo von 3:16 min/km, was er anschlägt, weiß ich, dass ich platzen werde, wollte ich weiter mitspielen. Ich entscheide mich, Spielverderber zu sein und lasse in laufen. Seltsamerweise kommen die Jungspunde von hinten nicht näher. Bin ich also doch nicht so langsam? Am Ende immerhin ein Schnitt von 3:28 min/km. Die letzten beiden Runden tun richtig weh! Aber mit der Aussicht auf eine Medaille, mobilisiere ich die letzten Reserven. Auf der Zielgeraden höre ich meinen Namen – und: Deutscher Meister in der AK M45 . . . Dann höre ich nichts mehr. Grenzenlose Glückseligkeit! Das Deutschlandtrikot ist M40. Glück gehabt! Übrigens: Platz 4 in der Gesamtwertung und fast drei Minuten vor dem Zweitplatzierten in meiner AK. Und nochmal übrigens: Bettina hat mich nicht beim Schwimmen eingeholt 😉 Sie war aber trotzdem verdammt schnell unterwegs und hat sogar die Gesamtwertung der Frauen gewonnen!