Dekorative Triathlon-Icons für die Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen

Udo van Stevendaal

Triathlet

Ein Icon für eine Medaille

10-facher Weltmeister und mehrfacher Deutscher- und Europameister

Märchen könnten kaum kitschiger sein – ITU Grand Final in Abu Dhabi 24.-26. November 2022

Die Weltmeisterschaften im Triathlon über die Olympische Distanz fanden dieses Jahr im Rahmen des ITU Grand Finals, also des finalen Rennens der Elite-Serie, Ende November in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate statt. Zum ersten Mal überhaupt wurden dabei auch Medaillen über die Super-Sprint-Distanz vergeben. Der Termin liegt zwei Monate später als gewöhnlich und trägt der Tatsache Rechnung, dass Abu Dhabi in der Wüste liegt. Zwar sind die Temperaturen im Winter etwas „angenehmer“, aber die Herausforderung ist groß, Ende des Jahres noch einmal konkurrenzfähig zu sein.

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Montag:

„Warum tue ich mir das bloß an?“. Das ist wohl die häufigste Frage, die sich Triathleten stellen. Diese Frage habe ich mir in den letzten Trainingswochen häufiger gestellt, als die Tage kürzer und die Temperaturen kleiner wurden. Und diese Frage stelle ich mir auch jetzt am Montagmorgen, als ich völlig gerädert nach dem schlaflosen Nachtflug von Hamburg nach Dubai im Mietwagen sitze und mich durch die Wüste bei mehr als 30 °C weiter nach Abu Dhabi kutschieren lasse. Glücklicherweise muss ich mich um nichts kümmern. Lothar hat alles im Griff. Ihm habe ich es zu „verdanken“, dass ich hier bin. Schließlich hatte er mich überredet mitzukommen und eine Vierergruppe zu komplettieren. Meine Skepsis, dieses völlig verrückte Unterfangen in Angriff zu nehmen, bearbeitete er mit dem Versprechen, er würde alles organisieren. Vorab: vielen Dank, Lothar! Immer wieder gerne lege ich die Planung in Deine kompetenten Hände.

Meinem „Room Mate“ und Sportfreund Thomas, geht es nicht anders als mir, als wir schließlich im Hotel in Abu Dhabi einchecken. Wir staunen nicht schlecht, weil dieses Hotel quasi direkt auf dem Formel 1 Kurs liegt. Die Spuren des Rennwochenendes sind noch überall zu sehen. Das Zimmer hat am Wochenende 16.000 Dollar pro Nacht gekostet. Sind wir froh, dass wir nur zur Triathlon WM hier sind!

Die erste Handlung im Hotelzimmer ist das Auspacken des Radkoffers, um die spannende Frage zu beantworten, ob alles heile übergekommen ist. Check. Nach dem Mittagsschlaf warten wir noch bis die Sonne fast untergegangen ist und die Temperaturen etwas erträglicher sind, um unsere Beine etwas zu lockern. Doch von Lockerheit kann keine Rede sein. „Boah! Das muss aber die nächsten Tage besser werden!“ Viel Zeit bis zum ersten Rennen am Donnerstag bleibt nicht mehr.

Dienstag:

Nachdem wir uns ein paar Stunden geklauten Schlaf zurückgeholt haben, testen wir vor dem Frühstück die Fahrtauglichkeit unserer Räder. Wir fahren auf einer vierspurigen (!) Autobahn, die Teil der Radstrecke ist. Glücklicherweise ist noch nicht so viel los. Die Räder rollen gut. Die nächsten Programmpunkte sind: Frühstück, chillen, Registrierung, schwimmen. Beim Schwimmen dann der erste Schreck. Ins Wasser darf man hier nur in sogenannten Strandbädern. Und schwimmen darf man dabei nur in einem abgeleinten Rechteck. Wie blöd! Wir schwimmen ein paar Bahnen hin und her, halten kurz an und tauschen uns über die Temperatur und den Salzgehalt des Wassers aus. Plötzlich erfasst mich eine starke Strömung und drückt mich gegen die Leine. Ich greife rein, um mich festzuhalten und schneide mir an den messerscharfen Muscheln den Arm auf. „Oh nein! Bloß keine Infektion! Das hat mir gerade noch gefehlt!“ Ich kontaktiere sofort meinen Doc in der Heimat und frage, was zu tun ist. Und das Wichtigste: Kann ich starten?

Mittwoch:

Ich verzichte ich auf jegliche Bewegung im ca. 30 °C warmen Wasser und auf dem Rad, um meinen Arm zu schonen. Nur ein kleines Läufchen vor dem Frühstück ist drin. Dann wieder chillen und am Nachmittag dann Bike Check-In für den nächsten Tag. Die Fragen, die uns umtreiben sind: Auf wieviel Bar kann ich die Reifen aufpumpen, damit sie in der prallen Sonne nicht platzen? Und: Warum bloß muss der Start des Super-Sprints hier in der Wüste mittags um 13 Uhr sein, wenn die Sonne am höchsten Punkt steht? Ersteres haben wir in der Hand. Letzteres ignorieren wir nach dem Motto: Wenn’s einfach wär, wär’s Fußball.

Donnerstag:

Race Day. Ich bin angespannt, spüre das Kribbeln. Ich habe richtig Bock. In den letzten 10 Wochen hätte ich nicht anders und auch nicht mehr trainieren können und wollen. Jetzt möchte ich den Kram abrufen. Der Lauf vor dem Frühstück fühlt sich gut an. Kopf und Beine sind bereit. Ein Gutes hat die Startzeit ja – kein Stress am Morgen.

Auf dem Weg zum Schwimmstart erfolgt ein letzter Check in der Wechselzone. Die Reifen sind nicht geplatzt. Das ist schon mal gut. Ich richte alles ein und präge mir die Laufwege in der Wechselzone ein. Dann wird es Zeit. Nach einigem Hin und Her haben sich die Verantwortlichen gegen einen Massenstart und für einen Rolling Start zu zweit entschieden. Es gibt also doch noch jemanden dort oben, der Ahnung hat. Alles andere hätte nie im Leben funktioniert.

Einige wärmen sich auf. Häh?! Mir ist schon heiß. Zwei Wasserflaschen habe ich mir aus dem Hotel mitgenommen, die ich mir wechselweise in den Hals oder über den Kopf schütte. Zwanzig Minuten lang müssen wir im Vorstartbereich in der Sonne schmoren. Aus den zwanzig werden sogar dreißig Minuten, weil die Radstrecke noch nicht freigegeben ist. Die ersten Athleten kollabieren. Wasserflaschen werden gereicht. Die Rennpferde werden langsam unruhig.

Ich befinde mich in einer Welle von M15 bis einschließlich M50. Da ich in vier Wochen die Altersklasse wechsle, bin ich wohl der Älteste in dieser Welle – na toll. Mal sehen, welchen „Partner“ ich für den Rolling Start zugelost bekomme. Und dann geht es ganz schnell. Alle 10 Sekunden werden zwei Athleten losgeschickt. Ich befinde mich etwa an Position 30 oder 40. Die jungen Wilden sind schon weg. Schließlich nehmen sie mir auf diesen 400 m Schwimmen am Ende mehr als eineinhalb Minuten ab! Schwimmen können die wohl. Zum zweiten Mal in meinem Leben friere ich nicht beim Schwimmen ohne Neo. (Anm. d. R.: Das andere Mal war auf Hawaii.) Ich finde, das Schwimmen läuft ganz gut. Jedenfalls fühlt es sich gut an. Durch das Salzwasser haben Bleienten wie ich etwas mehr Auftrieb. Shukran!

Und dann beginnt ja mein Rennen erst so richtig. Ich hatte mir vorgenommen, bereits auf dem 500 m langen Weg vom Wasserausstieg zur Wechselzone ein paar Sekunden gut zu machen. Doch irgendwas bremst mich aus. Das muss wohl der große gelbe Ball am Himmel sein. „Boah, ist das heiß!“ In der Wechselzone glüht der Asphalt und verglüht mir die Fußsohlen. Kurze Bodenkontaktzeiten! Rauf aufs Rad und ab. Die Radstrecke ist schnell, zumindest die ersten sieben Kilometer. Die letzten drei sind technisch. Die habe ich mir ganz besonders angeschaut: links, rechts, Speed Bumps, Bordsteinkanten, Fußgängerpromenade, 150 ° Kurve. Alles abgespeichert. Es gibt keine Zeit nachzudenken. Von Anfang bis Ende Highspeed. Runter vom Rad, schnell in die Laufschuhe und los! In keiner Phase habe ich eine Ahnung, wo ich liege. Die ersten 300 Laufmeter sind schwierig. Es geht zunächst eine steile Rampe aus der Wechselzone hoch zur Straße, die im weiteren Verlauf leicht ansteigt. Wo zur Hölle ist die Cooling Station. Ich greife, was ich kriegen kann. Ob über den Kopf oder in den Mund, ist mir völlig egal. Wasser! Laufrhythmus habe ich keinen. Einfach so schnell es geht. Zwei Kilometer können auch anstrengend sein. Auf dem blauen Zielteppich gebe ich nochmal alles. Schließlich kann es auf jede Sekunde ankommen.

Im Ziel herrscht erst einmal Ungewissheit. Ich sehe meinen österreichischen Konkurrenten, der offensichtlich schon da ist. Doch wann ist er gestartet? Ihn hatte ich vorher auf dem Schirm, weil er bereits Weltmeister im Aquathlon geworden war. Das bange Warten geht weiter bis ich jemanden von den Zuschauern mit einem Handy treffe, der sich die Ergebnislisten anschaut. „Bitte gucken Sie mal in der M50.“ Da steht ein Deutscher mit einem komischen holländischen Namen vorne. „Yes, that’s me!“ Die Endorphine schießen mir in den Körper. Wie geil ist das denn?! Weltmeister im Super-Sprint. Aber nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Schließlich bin ich ja nicht zum Spaß hier. Übermorgen steht die Olympische Distanz auf dem Plan. Also schnell zum Radauschecken, ins Hotel und schließlich ein kurzes Auslaufen, sobald die Sonne untergegangen ist. Duschen und ab zur Siegerehrung, die sehr stimmungsvoll ist, insbesondere im deutschen Team, weil es einige Medaillen zu bejubeln gibt. Dann schlägt der Hunger zu und wir laben uns am reichhaltigen Buffet im Hotel. Mit Pansenlähmung lege ich mich ins Bett und träume schön.

Ergebnisse Super-Sprint: https://triathlon.org/results/result/2022_world_triathlon_age_group_championships_abu_dhabi/563101

Freitag:

Irgendetwas stimmt nicht. Ich kann meinen rechten Arm nicht heben. Mehr als 90 ° kriege ich nicht hin. „Ich kann nicht starten. Unmöglich. An Kraulen ist überhaupt nicht zu denken!“ Kurz verschwende ich einen Gedanken daran, das Rad heute nicht einzuchecken und somit morgen nicht zu starten. Doch wer kämpft kann verlieren. Und wer nicht kämpft, hat schon verloren. Also sind Lösungen gefragt. Ich nehme sofort Kontakt mit meinem Kumpel in Deutschland auf, der mir schon so manches Mal mit seiner orthophädischen Expertise geholfen hat. Doch in der Heimat ist es noch mitten in der Nacht. Im Athleten-Guide wird eine Physio-Praxis in Abu Dhabi beworben. Ich habe Glück und bekomme noch einen Termin am Vormittag. Nachmittags wäre ja auch schon wieder das Einchecken des Fahrrads für den nächsten Tag. Ein halbstündiger Spaziergang in der prallen Sonne zur Praxis ist schon anstrengend genug. Was man nicht alles in Kauf nimmt. Doch die Behandlung ist eine einzige Enttäuschung: 140 € für 50 Minuten und fürs Handauflegen! Unfassbar. „Sie müssen mich für morgen wieder hinbekommen. Kann ich morgen starten?“, frage ich die griechisch-stämmige Therapeutin. Ihre Antwort: „Wenn es morgen besser ist, können Sie starten.“ Ach was! Das Geld hätte ich genauso gut auf die Formel 1 Strecke von Abu Dhabi legen können. Die Tipps meines Kumpels sind da schon sehr viel hilfreicher. Also laufe ich den ganzen Tag mit einer vollen Wasserflasche in der Hand durch die Gegend und führe mit dem Arm Pendelbewegungen aus. Selbst beim Bike Check-In habe ich die Flasche fest in meiner Hand. Die Abläufe sind jetzt schon routinierter. Zwar habe ich einen anderen Stellplatz, doch die Laufwege sind schließlich ähnlich. Kurz vor dem Abendessen kommt dann die Probe aufs Exempel. Ich teste im kleinen Hotelpool, ob ich wenigstens ansatzweise Kraulbewegungen ausführen kann. „Ich werd verrückt – es geht!“ Mein Kumpel ist der Beste! Voller Zuversicht gehe ich ins Bett in der Hoffnung, dass ich morgen nicht wieder mit solchen Schmerzen in der Schulter aufwache.

Samstag:

Race Day, Nr. 2. Ich habe gut geschlafen, total ruhig, überhaupt nicht aufgeregt. Doch ich traue mich gar nicht, meine Schulter zu bewegen. Noch bevor ich die Augen öffne, horche ich in mein Schultergelenk rein und ich höre . . . nichts. Naja, ein leises Krachen – Verschleiß halt. Aber die Beschwerden von gestern sind weg. Okay, ich bin bereit für den heißen Tanz in der Wüste. Die Abläufe sind vertraut. Body Marking, Frühstück, Gang zur Wechselzone, letzte Präparationen, Gang zum Vorstartbereich. Nur auf das „Warmlaufen“ verzichte ich heute. Warm ist mir ohnehin schon und gelaufen wird heute sowieso noch genug. Mit über 60 Startern ist meine Altersklasse mal wieder eine der größten Gruppen. Mir gelingt es, in der Anonymität der Masse unterzutauchen. Niemand hat mich auf dem Zettel – so hoffe ich! Dann werden wir ins Wasser gelassen. Noch 30 Sekunden. Schnell zur Startlinie schwimmen. Noch 10 Sekunden. Und ab.

Die ersten Kraulbewegungen sind spannend. Aber auch diesbezüglich hat mein Kumpel Recht: „Wenn Dir erstmal das Adrenalin in den Körper schießt, spürst Du sowieso nichts mehr“, meinte er. Es läuft. Ich komme gut in meinen Rhythmus, sehe aber schon im linken Augenwinkel, dass sich ein paar Jungs absetzen. An der ersten Boje nach ca. 250 m schätze ich, dass ich irgendwo um Platz 15 herum liege. Günstig, dass ein AK-Kollege – es muss ein Kanadier sein – in etwa mein Tempo hat. Ich beschließe, hinter ihm zu bleiben und setze auf Risiko. Ich vertraue ihm blindlinks, dass er die richtige Linie findet. 1500 m „im Wind“ zu schwimmen, ist für mich heute keine Option. Aber der Kanadier macht einen exzellenten Job. Er wühlt sich durch die Felder, die vor uns gestartet sind. Und ich hinterher. Ich muss mich nachher unbedingt bei ihm bedanken. Und entschuldigen. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm schon an die Füße gefasst habe. Geht gar nicht!

Knapp unter 24 Minuten verlassen wir das Wasser, der Kanadier und ich. Wow! Das ist für mich schon super ohne Neo. Und die Schulter? Welche Schulter? Alles gut! Jetzt beginnt mein Rennen. „Race smart“, sage ich mir. Bei den Temperaturen muss ich mir das Rennen gut einteilen. Der Wechsel klappt super. Schnell komme ich in Gang und fahre mit 310 Watt los. „Ist das smart?“ Wohl nicht. Ziemlich schnell sehe ich, wie so ein Spacko an meinem Hinterrad klebt und sich von mir durchs Feld führen lässt. Ähnliches habe ich zwar auch beim Schwimmen gemacht. Da ist es aber erlaubt. „Hier nicht, mein Freund!“ Es ist ein Athlet aus der AK20, der auf seiner zweiten Radrunde ist. Ich schaue mich mehrfach böse um. Keine Reaktion. Normalerweise vergeude ich meine Energie nicht damit, mich darüber aufzuregen. Doch ein so dreistes Lutschen habe ich noch nicht erlebt. Am ersten Wendepunkt nach 8 km überholt uns ein Belgier aus der AK30. Und der junge Spacko hängt sich in seinen Windschatten. Ich mache ihn höflich darauf aufmerksam, dass das nicht erlaubt sei. Worauf er erwidert, dass er doch in 10 m Abstand hinterherfahren dürfe. „Freundchen, was habt Ihr denn im Kosovo für eine Maßeinheit?! Oder ist das die Lorentzkontraktion? Nein, sicherlich nicht. Denn mit nahezu Lichtgeschwindigkeit fährt der Typ nicht.“ Ich habe genug Energie in diesen Disput gesteckt. Den Rest erledigt ein Kampfrichter, der auf dem Motorrad daherkommt, sich das eine Minute anschaut und dann dem jungen Wilden eine schöne Zeitstrafe aufbrummt. Das gibt mir ein wenig Energie zurück. Die brauche ich aber jetzt auch, weil die Werte auf meinem Wattmesser aus unerklärlichen Gründen fallen und fallen. Die Hitze fordert schon am Ende der ersten Runde ihren Tribut. „Wie war das nochmal mit dem smart racen?“ Die zweite Runde heißt es: irgendwie verwalten. Mein Gefühl ist schlecht. Doch mich überholt niemand mehr. Die Cola in meiner Radflasche schmeckt mittlerweile wie ein „Schlag an den Hals“. Jetzt nochmal Konzentration für das letzte technische Stück an der Promenade. Hier ist es mittlerweile ganz schön voll geworden. Ich wühle mich förmlich durchs Feld.

Dann ist es geschafft. Zumindest das Radfahren. Doch was jetzt noch kommt, wird die Hölle. Als ich mein Rad zu meinem Wechselplatz schiebe, bin ich baff erstaunt: Es steht noch kein Rad aus meinem Block da! „Wie geil ist das denn?! Jetzt nur noch einen soliden Lauf hinlegen.“ Doch das, was ich hier anbiete, ist alles andere als solide. Boah, fällt mir das schwer. Die Rampe aus der Wechselzone scheint noch steiler zu sein als vor zwei Tagen. Ich versuche wenigstens einigermaßen, einen Rhythmus zu finden. Doch der einzige Rhythmus am heutigen Tag ist der von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. Eigentlich heißen die ja hier Cooling Stations. Jetzt weiß ich auch, warum. Das Fiese ist, dass man auf diesen zwei Runden zweimal am Ziel vorbeiläuft. Das Bedürfnis, früher abzubiegen, ist groß. „Merkt doch bestimmt keiner.“ Ich gieße mir alles über den Kopf, was ich greifen kann. „Alter, mit einem 3:50er Schnitt wirst Du hier heute kein Weltmeister! Reiß Dich mal zusammen!“, versuche ich mich zu motivieren. Aber das kommt nicht bei meinen Beinen an. Die machen schon längst, was sie wollen. Endlich geht es auf die Promenade. Die letzten 400 m brechen an. Ich schaue nach hinten. Dort kommt niemand. „Überholt hat mich bis jetzt keiner. Oder?“ Ich gebe nochmal alles und erreiche mit einem guten Gefühl das Ziel. Das könnte gereicht haben. Doch jetzt erstmal in die Eistonne.

Und es hat gereicht. Doppelweitmeister! Unfassbar! Heute wird gefeiert – mit Cola Zero und einem Tuna Bowl! Leider kann ich die Siegerehrung bzw. die Feier danach mit dem deutschen Team nicht wirklich genießen, weil ich zur Dopingkontrolle muss – zum zweiten Mal in diesem Jahr. Ein Gutes hat das aber doch: Dort treffe ich den frisch gebackenen Weltmeister der Elite, den Franzosen Léo Bergère. Wir schnacken ausgiebig. Schließlich haben wir viiiiiiiiiel Zeit . . .

Ergebnisse Standard Distanz: https://triathlon.org/results/result/2022_world_triathlon_age_group_championships_abu_dhabi/563073

Fazit: https://www.triathlondeutschland.de/aktuelles/11-2022/22-medaillen-bei-wm-abu-dhabi